PRESSEBRIEF, 13/MÄRZ 2024

 

Maxim Gorki Theater im April – Premierenvorschau: Hakan Savaş Mican inszeniert UNSER DEUTSCHLANDMÄRCHEN nach dem Roman von Dinçer Güçyeter +++ ELLBOGEN von Fatma Aydemir in der Regie von Murat Dikenci u.v.m +++
 
Liebe Journalist*innen,
 
am 6/April wird Gorki-Hausregisseur Hakan Savaş Mican UNSER DEUTSCHLANDMÄRCHEN auf die große Bühne bringen: ein vielstimmiger Abend, an dem Sesede Terziyan und Taner Şahintürk sowie eine fünfköpfige Livemusik-Band um Peer Neumann den mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten Roman von Dinçer Güçyeter nicht nur spielen, sondern auch erklingen lassen werden. Mal als Gebet, Wiegenlied oder Traum, mal als wütende Abrechnung oder zarte Liebeserklärung erzählt der 1979 in Nettetal geborene Güçyeter seine eigene Geschichte verwoben mit der seiner Mutter, die in den 1960ern als Gastarbeiterin aus der Türkei nach Deutschland kam. Es entfaltet sich eine viele Jahrzehnte umspannende Familiengeschichte über ein Aufwachsen zwischen zwei unerreichbaren Heimaten. Als begeisterter Lyriker hat Güçyeter, der insbesondere für die Poesie den Kleinverlag ELIF gründete, Unser Deutschlandmärchen als ein großes Gedicht konzipiert. 2022 erhielt Dinçer Güçyeter den Peter-Huchel-Preis für seinen Lyrikband Mein Prinz, ich bin das Ghetto. Er ist der bisher einzige Preisträger der Leipziger Buchmesse, der auch den Peter-Huchel-Preis erhielt.
 
Seit 2014 ist der 8/April auch im Gorki der Internationale Tag der Roma. An diesem und am folgenden Abend zeigt Lindy Larsson im Studio Я TSCHANDALA – THE ROMANI VERSION. Neben zahlreichen anderen Honorationen für die Produktion wurde Larsson dafür 2022 mit dem Preis der Schwedischen Theaterkritik ausgezeichnet. Larsson nimmt die rassistische Erzählung August Strindbergs als Ausgangspunkt für ein Stück, in dem er autobiographisch unterfüttert von der jahrzehntelangen Diskriminierung der Roma in Schweden erzählt.
 
Auf der großen Bühne zeigen wir am 9/April in einer Koproduktion mit Onassis Stegi in Athen und dem Internationaal Theater Amsterdam ROMÁLAND. Das Stück von Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris, beide Protagonist*innen des postmigrantischen Theaters, zeigt das Leben von Sinti und Roma im heutigen Griechenland. In den letzten Jahren wurden dort drei Roma von Polizist*innen erschossen. Anders als bei Black Lives Matter-Demonstrationen in den großen Städten Griechenlands blieb hier die großflächige Solidarität mit den Opfern der staatlichen Gewalt aus.
 
Am 24/April wird das Gorki zum zehnten Mal an den Völkermord an den Armenier*innen erinnern, eines der großen Verbrechen des untergehenden Osmanischen Reiches, mit kräftiger Beteiligung des deutschen Reiches. Gezeigt werden die Filminstallationen THRESHOLDS / OBJECTS THAT TELL STORIES von Silvina Der-Meguerditchian und AURORAS von Atom Egoyan. Dazu kommt im Studio Я die Lecture-Performance AUCTION OF SOULS von Arsinée Khanjian. Khanjian erzählt darin von Aurora Mardiganian, einer Augenzeugin des Völkermordes, sowie von dem 1919 entstandenen Film Auction of Souls. Von dem Film sind nur noch 22 Minuten und das Skript erhalten. Über allem steht die Frage, wie man das Unbeschreibbare erzählt. Im Rahmen des Panels AND WHAT ABOUT ARTSAKH werden u.a. Ani Menua und Marspet Movsisyan (Moderation: Anahit Bagradjans) die historische Einordnung der Republik Arzach, auch bekannt als Nagorno Karabach, diskutieren und die aktuelle Lage dort analysieren. Davon ausgehend wird über die politische Dimension von Krieg und Vertreibung in der gesamten Region gesprochen.
 
Nurkan Erpulats Inszenierung von Fatma Aydemirs zweitem Roman DSCHINNS wurde in der letzten Spielzeit als Inszenierung des Jahres mit dem Friedrich-Luft-Preis 2023 ausgezeichnet. Nun wird auch Aydemirs Debütroman Ellbogen im Studio Я auf die Bühne gebracht. Am 18/April feiert ELLBOGEN in der Regie von Murat Dikenci als Solo-Stück mit unserem Ensemblemitglied Aysima Ergün Premiere. In Ellbogen erzählt die siebzehnjährige Hazal Akgündüz ihr Leben. Sie wurde in Berlin geboren, ihre Eltern kamen aus der Türkei. Sie sucht nach Glück, manchmal klaut sie es sich. Hazal flieht, als die Polizei hinter ihr her ist, nach Istanbul. Ist das jetzt der Ort, wo das Leben beginnt? »Mein Name ist Hazal Akgündüz, mein Thema lautet: Überleben«. Erst kürzlich wurde die Filmversion von Aslı Özarslan auf der Berlinale präsentiert.
 
Nachdem die Premiere im Februar beim Publikum auf Begeisterung stieß, wird Michel Friedmans FREMD, der zweite Teil der neuen Reihe FЯEMDE POESIE?, am 14/21/April wieder im Studio Я zu sehen sein. Regisseurin Lena Brasch kombiniert in ihrer ersten Inszenierung am Gorki die Virtuosität der Schauspielerin Vidina Popov und der Violinistin Rahel Rilling mit der Lyrik von Friedman und folgt somit den musikalischen Spuren seiner Poesie.
 
Untenstehend finden Sie weitere Informationen zu den erwähnten Highlights im April. Wir freuen uns darauf, Sie im Gorki zu begrüßen!
 
 
Beste Grüße
 
Elisa Thorwarth (Referentin Kommunikation und Presse)
Alexander Ostojski (Referent Kommunikation und Presse)
Nino Medas (Pressesprecher und Leitung Kommunikation)
 
Presse
Maxim Gorki Theater Berlin
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
Tel. 030 - 20221 355 / 392
presse@gorki.de
www.gorki.de  
 
 
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Highlights im April:
 
Uraufführung
Unser Deutschlandmärchen
6/April, 19:30, Bühne
 
Nach dem Roman von Dinçer Güçyeter
 
Regie Hakan Savaş Mican
 
Bühne Alissa Kolbusch Video Sebastian Lempe Kostüme Sylvia Rieger Komposition Peer Neumann Livemusik Claire Cross, Bekir Karaoğlan, Peer Neumann, Cham Saloum & Ceren Bozkurt Lichtdesign Carsten Sander Dramaturgie Clara Probst & Holger Kuhla
 
Mit
Taner Şahintürk & Sesede Terziyan
 
Weitere Vorstellungen:
7/April, 20:00, Bühne
22/April, 19:30, Bühne
 
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Premiere
Ellbogen
18/April, 20:30, Studio Я
 
Von Fatma Aydemir
 
Regie Murat Dikenci
 
Mit Aysima Ergün
 
»Ich wollte die Dinge, die andere hatten … Aber ich bekam sie nie. Es war immer unmöglich. Es durfte nicht sein, warum auch immer … Ein eigenes Leben, weißt du? Aber unmöglich, das sind ganz normale Dinge, aber für mich voll unmöglich.«

In ihrem furiosen Debutroman Ellbogen erzählt Fatma Aydemir von der siebzehnjährigen Hazal Akgündüz. Hazal ist in Berlin geboren. Ihre Eltern kommen aus der Türkei. Sie sehnt sich nach Liebe, nach Geborgenheit. Abhängen mit den Freundinnen ist nicht wirklich ein Ersatz. Eigentlich geht es immer um die Suche nach Glück. »Jeder Schwanz will doch glücklich sein.« Ein geklauter Lippenstift. Später der Ausbruch brutaler Gewalt. Hazal flieht, als die Polizei hinter ihr her ist, nach Istanbul. Hier war sie noch nie. Ist das jetzt der Ort, wo das Leben beginnt? »Mein Name ist Hazal Akgündüz, mein Thema lautet: Überleben.«
 
Weitere Vorstellungen:
25/April, 20:30, Studio Я
 
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Gastspiel
Tschandala – The Romani Version
8/April, 18:00, Studio Я
 
Von und mit Lindy Larsson & William Larsen
 
Text Lindy Larsson, Stefan Forss & August Strindberg Kostüme Delaine Le Bas & Stefan Forss
 
Unterstützt von Gitarrist William Larsen, gibt Schauspieler, Sänger und Roma-Aktivist Lindy Larsson ein persönliches Theaterkonzert, in dem er seinen Wurzeln nachspürt. Er gibt den Romani Travellers eine Stimme und deckt einen blinden Fleck in der schwedischen Geschichte auf, der bis in unsere Gegenwart nachhallt. Eine musikalische Manifestation, mitreißende Roma-Musik ohne Sicherheitsnetz, eine Intervention zum Schutz einer gefährdeten Minderheit, der Roma. Der Abend ist eine Revision der schwedischen Geschichte und ein kritischer Blick auf Strindberg und seinen antiziganistischen Roman Tschandala.
 
Für Tschandala – The Romani Version wurde Lindy Larsson 2022 mit dem Preis der Schwedischen Theaterkritik sowie 2023 mit dem Stockholmer Ehrenpreis für Darstellende Kunst und dem Katarina Taikon Preis für Verteidiger*innen der Menschenrechte ausgezeichnet. Tschandala – The Romani Version wurde für die Schwedische Biennale der Darstellenden Künste 2023 ausgewählt.
 
Weitere Vorstellungen:
9/April, 18:00, Studio Я
 
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Gastspiel
Romáland
9/April, 20:00, Bühne
 
Text & Regie Anestis Azas & Prodromos Tsinikoris
 
Bühnenbild & Kostüme Dido Gkogkou Lichtdesign Eliza Alexandropoulou Musik Panagiotis Manouilidis Sound Design Panagiotis Manouilidis & Orestis Patsinakidis Video Oliwia Twardowska Scientific Consultant Giorgos Tsitiridis Assistant Director Avraam Goutzeloudis Dramaturgie-Assistenz Michalis Pitidis Dramaturgie Consultant Camille Louis Performers’ Training Liana Taousiani Assistentin für Bühnen- und Kostümbild Margarita Tzannetou Line Production Zoe Mouschi & Rena Andreadaki Tour Lighting Designer Dimitra Aloutzanidou Tour Technical Manager Stavros Kariotoglou (Onassis Stegi) Tour Programme Officer Christina Liata (Onassis Stegi)
 
Mit
Angeliki Evangelopoulou, Theodosia Georgopoulou, Avraam Goutzeloudis, Melpo Saini, Giorgos Vilanakis & George Dousos
 
Nach Clean City und The Republic of Baklava kehren Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris mit einer Annäherung an das Leben von Roma in Griechenland ans Gorki zurück. Sie blicken auf Fakten und spielen mit Stereotypen, ohne dabei zu romantisieren. In einer Mischung aus Fiktion und Dokumentation erzählen Roma und Nicht-Roma von ihren Erfahrungen und Perspektiven auf permanenten Rassismus – in Griechenland und darüber hinaus.

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FЯEMDE POESIE #2
FREMD
 

Von Michel Friedman Regie Lena Brasch
 
Bühne Karl Dietrich & Joel Winter Kostüme Tassilo Rüster Dramaturgie Murat Dikenci Livemusik Rahel Rilling
 
Mit
Vidina Popov
 
Mit Fremd hat Michel Friedman eine literarische Meisterleistung geschaffen – eine lyrische Autobiografie, die das Leben eines Kindes in einem Nachkriegsdeutschland nachzeichnet, welches in einer von Täter*innen geprägten Gesellschaft aufwächst und seinen Schmerz mit weiteren marginalisierten Gruppen wie Sinti* und Roma*, Queers, Migrant*innen und Geflüchteten teilt. Dabei bricht Friedman den Schutzwall seines öffentlichen Selbst auf und gewährt uns einen äußert persönlichen Einblick in sein Innerstes.
 
Die Autorin und Regisseurin Lena Brasch inszeniert für die Reihe FЯEMDE POESIE? erstmalig am Maxim Gorki Theater. Dabei kombiniert sie die Virtuosität der Schauspielerin Vidina Popov und der Violinistin Rahel Rilling mit der Lyrik von Friedman und folgt somit den musikalischen Spuren seiner Poesie.
 
»FЯEMDE POESIE?« wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.
 

Termine im April:
14/April, 18:00, Studio Я
14/April, 20:30, Studio Я
21/April, 20:30, Studio Я