PRESSEBRIEF, 17/JANUAR 2024

 

Maxim Gorki Theater im Februar: AND NOW HANAU von Tuğsal Moğul am 9/Februar +++ Uraufführung von Behzad Karim Khanis HUND, WOLF, SCHAKAL in der Inszenierung von Nurkan Erpulat am 10/Februar +++ Fortsetzung der Reihe FЯEMDE POESIE? mit FREMD von Michel Friedman in der Regie von Lena Brasch am 23/Februar

Liebe Journalist*innen,

der Februar im Gorki wird aufregend: Wir möchten zu gleich drei Theaterpremieren, zwei neuen Gesprächsreihen und einer Filmpremiere einladen – um nur einige der zahlreichen Highlights des Monats zu nennen.

Die Berlin-Premiere von AND NOW HANAU findet am 9/Februar nicht im Theater, sondern im Willy-Brandt-Saal des Schöneberger Rathauses statt. Am 19/Februar 2020 ermordete im hessischen Hanau ein Rechtsextremist neun Menschen, denen er nicht zugestand, Hanauer zu sein: Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz Vili, Viorel Păun und Ferhat Unvar. Die Opfer, Menschen mit Migrationshintergrund, alle »Ausländer« in den Augen dieses deutschen Rassisten, erschoss er hinterhältig während sie nichtsahnend ihre Freizeit genossen. Tuğsal Moğul, Sohn türkischer Einwander*innen, der zunächst noch seinen Facharzt gemacht hat, ist heute vor allem Autor und Regisseur von Dokumentarstücken. Die Hanauer Morde hat er in einem ergreifenden und beklemmenden Theaterabend aufgearbeitet. Schockierend ist neben der Tat auch das Versagen der zuständigen Behörden. Im Studio Я wird es zu And Now Hanau ein Rahmenprogramm aus Lesung, Konzert und Gesprächen geben.

Am 10/Februar feiert HUND, WOLF, SCHAKAL auf der großen Gorki-Bühne Premiere. Nurkan Erpulat inszeniert Behzad Karim Khanis Geschichte zweier Brüder, die darum kämpfen, inmitten der deutschen Gesellschaft die eigene Würde zu wahren. Saam und Nima fliehen mit ihrem Vater nach der Hinrichtung der Mutter vor den Wirrnissen der Iranischen Revolution nach Deutschland und stranden in Neukölln. Dort versuchen Sie, trotz der ständigen Präsenz von Gewalt auf der Straße, korrekt zu bleiben. Ihre Geschichte offenbart die Widersprüche unserer Wirklichkeit.

Die letzte Premiere des Monats findet im Rahmen der Reihe FЯEMDE POESIE? am 23/Februar im Studio Я mit FREMD von Michel Friedman in der Regie von Lena Brasch statt. Auf der Bühne kombiniert Brasch die Virtuosität der Schauspielerin Vidina Popov und der Violinistin Rahel Rilling mit der Lyrik von Friedman und folgt somit den musikalischen Spuren seiner Poesie. In seiner lyrischen Autobiographie Fremd zeigt Michel Friedman, was es für ihn bis heute heißt, in einer von Täter*innen geprägten Gesellschaft aufgewachsen zu sein.

Bei der neuen monatlichen Talkreihe LET'S TALK ABOUT TEXT, BABY geht es um Bücher, Literatur, Gedichte und Texte. Unter den geladenen Gäst*innen sind keine Menschen, die sonst über Literatur sprechen: Ob Rapper*innen oder Sportler*innen, alles ist möglich, nur Schriftsteller*innen sind nicht erlaubt. Die Journalistin Miriam Davoudvandi versucht mit ihren Gäst*innen das Lesen und Schreiben wieder nahbarer zu machen, ohne akademisch-intellektuelle Zerlegungen des Themas. Es geht um Lieblingsbücher, selbst wenn es Herr der Ringe ist. Für den Auftakt der Talkreihe am 1/Februar im Studio Я lädt Miriam Davoudvandi die Kreuzberger Hip-Hop Crew RapK ein. 

Ebenfalls im Studio Я feiern wir nach dem Reopening im Januar den Auftakt einer neuen Gesprächsreihe: MELY KIYAK HAT KUNST heißt die Veranstaltung, zu der die Gorki-Kolumnistin am 17/Februar einlädt. In der regelmäßig stattfindenden Reihe trifft sich Kiyak mit Künstlerkolleg*innen. In der ersten Ausgabe spricht Mely Kiyak mit Dirk von Lowtzow, der als Frontmann der Band Tocotronic bekannt geworden ist. 2023 kam sein zweites Buch Ich tauche auf in den Handel, ein Bericht aus den Coronazeiten, als man nicht nach draußen gehen durfte und so auf sein Inneres zurückgeworfen wurde.

Last, but not least zeigen wir am 20/Februar die Berlin-Premiere des Films ES BRENNT von Erol Afşin, der 2023 beim Filmfest München gezeigt wurde. Eine arabische, in Deutschland lebende Familie wird auf dem Spielplatz beleidigt und angegriffen. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung, die alles verändert. Der Film sei »eine Reflexion über die tragische und zyklische Natur von Gewalt und Diskriminierung in unserer Welt, inspiriert von einer wahren Begebenheit in Deutschland«, so Afşin, der seit vielen Jahren Teil des Gorki-Kosmos ist.

Im Folgenden finden Sie eine Vorschau auf die Highlights im Februar. Bis bald im Gorki! 

Beste Grüße

Elisa Thorwarth (Referentin Kommunikation und Presse)
Alexander Ostojski (Referent Kommunikation und Presse)
Nino Medas (Pressesprecher und Leitung Kommunikation)

Presse 
Maxim Gorki Theater Berlin
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
Tel. 030 - 20221 355 / 392
presse@gorki.de
www.gorki.de   

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Highlights im Februar: 

Berlin-Premiere
AND NOW HANAU

9/Februar, 17:30–18:55, Rathaus Schöneberg

Text & Regie Tuğsal Moğul
Bühne + Kostüme Marcin Wierzchowski Musik Katharina Pelosi Dramaturgie Saskia Zinsser-Krys & Victoria Weich

Mit Alaaeldin Dyab, Agnes Lampkin, Regina Leenders & Tim Weckenbrock

Am 19. Februar 2020 ermordet ein Rassist in Hanau neun Menschen: Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz Vili, Viorel Păun und Ferhat Unvar. Der Theaterautor, Regisseur und Arzt Tuğsal Moğul fragt gemeinsam mit der »Initiative 19. Februar Hanau« nach den vielen Fehlern, die vor, während und nach dem Anschlag von Seiten der Polizei, Staatsanwaltschaft, Politik und den Medien begangen wurden. Der Täter hat sich der Verhandlung und seiner Verurteilung durch Selbsttötung entzogen, eine gerichtliche Aufarbeitung findet nicht statt. Tuğsal Moğul wählt daher ganz bewusst öffentliche Orte in der Mitte der Stadtgesellschaft: Wir zeigen And Now Hanau zunächst im Willy-Brandt-Saal des Schöneberger Rathauses und darüber hinaus an zwei Abenden im Studio. Rund um die Vorstellungen finden dort auch Veranstaltungen in Kooperation mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund zum Gedenken, Diskutieren und Kraftschöpfen statt.

Eine Koproduktion der Theater Münster und Oberhausen mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen, in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin.

Weitere Vorstellungen:
10/Februar, 20:30, Studio Я
11/Februar, 18:00, Studio Я

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Uraufführung
HUND, WOLF, SCHAKAL

10/Februar, 19:30, Bühne

Von Behzad Karim Khani Regie Nurkan Erpulat Bühne Magda Willi Musik Michael Haves Choreografie Modjgan Hashemian Kostüme Dennis Ennen Licht Ernst Schiessl Dramaturgie Johannes Kirsten

Mit Emre Aksızoğlu, Edgar Eckert, Tim Freudensprung, Doğa Gürer & Mehmet Yılmaz

»Ein Himmel voller Fliegen, Heuschrecken, Wespen, Käfer und Mücken. Trilliarden Herzen und noch mehr Flügel. Mächtige, majestätische Schwärme fanden sich über seinem Kopf zusammen. Und sie alle waren miteinander verbunden. An jedem Körper hing ein Faden, dünn wie die Fäden eines Spinnennetzes. Unendlich viele, die zu einem Seil zusammenliefen. Und als die Schwärme über ihm standen, sprang Saam vom Dach, ergriff das Seil und flog davon wie der kleine Prinz.«

Berlin. Neukölln. Zwei Brüder. Saam und Nima. Mit ihrem Vater fliehen sie nach der Hinrichtung der Mutter vor den Wirrnissen der Iranischen Revolution nach Deutschland. Wie ankommen in der neuen Gesellschaft? Wie das Vergangene hinter sich lassen und wie einen Platz zwischen all den Glücksuchenden der Straße finden, die genauso verloren sind wie man selbst? Während Saam versucht die Rolle des Familienoberhaupts auszufüllen und sich in der Welt der Dealer und Kleinkriminellen zu behaupten, versucht Nima einen bürgerlichen Lebensentwurf zwischen Skaterplatz und Familienessen mit Freundin im Vorstadtidyll. Eine Geschichte über Freundschaft und Familie und den Versuch, trotz der ständigen Präsenz von Gewalt auf der Straße korrekt zu bleiben. Nach STREULICHT und DSCHINNS widmet sich Hausregisseur Nurkan Erpulat erneut einem starken Gegenwartsroman. Mit einem reinen Männerensemble bringt Erpulat dieses wuchtige literarische Debüt mit seinem unverwechselbaren Sound auf die Bühne.

Weitere Vorstellung:
16/Februar, 19:30, Bühne

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Talk
MELY KIYAK HAT KUNST
WO IST UNSERE KUNST ZU HAUSE?

17/Februar, 21:30, Studio Я

Mit Mely Kiyak & Dirk von Lowtzow

Mely Kiyak hat Kunst heißt die neue Reihe im Gorki. Dann wenn es am Untröstlichsten ist, ist genau die richtige Zeit für Würde und Schönheit. Kunst kann zeigen, aufdecken, erheitern, in die Höhe oder Tiefe führen, aber sie muss es nicht. Kunst muss gar nichts. Das macht sie erhaben und frei. Unsere Theaterkolumnistin lädt künftig ihre Künstlerfreunde und -freundinnen ein, oder solche, die sie verehrt. Jeder Abend eine Wundertüte. Zum Auftakt der neuen Talkreihe lädt Mely Kiyak den Tocotronic-Musiker und Autor Dirk von Lowtzow ein. Die beiden Freunde werden sich gegenseitig vorlesen und über die Frage sprechen »Wo ist unsere Kunst zu Hause?«.

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Premiere
FREMD
FЯEMDE POESIE #2

23/Februar, 20:30, Studio Я

Von Michel Friedman Regie Lena Brasch
Bühne Karl Dietrich & Joel Winter Kostüme Tassilo Rüster Dramaturgie Murat Dikenci Livemusik Rahel Rilling

Mit Vidina Popov

Mit Fremd hat Michel Friedman eine literarische Meisterleistung geschaffen – eine lyrische Autobiografie, die das Leben eines Kindes in einem Nachkriegsdeutschland nachzeichnet, welches in einer von Täter*innen geprägten Gesellschaft aufwächst und seinen Schmerz mit weiteren marginalisierten Gruppen wie Sinti* und Roma*, Queers, Migrant*innen und Geflüchteten teilt. Dabei bricht Friedman den Schutzwall seines öffentlichen Selbst auf und gewährt uns einen äußert persönlichen Einblick in sein Innerstes.

 Die Autorin und Regisseurin Lena Brasch inszeniert für die Reihe FЯEMDE POESIE? erstmalig am Maxim Gorki Theater. Dabei kombiniert sie die Virtuosität der Schauspielerin Vidina Popov und der Violinistin Rahel Rilling mit der Lyrik von Friedman und folgt somit den musikalischen Spuren seiner Poesie.

 »FЯEMDE POESIE?« wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.

 Weitere Vorstellung:
24/Februar, 20:30, Studio Я

29/Februar, 20:30, Studio Я