Pressebrief, 28. Februar 2023

 

Maxim Gorki Theater im März: SCHLACHTEN mit Texten von Heiner Müller in der Regie von Oliver Frljić am 25. März +++ Exclusive Preview des Films EREN am 8. März +++ 175 Jahre Märzrevolution

Sehr geehrte Journalist*innen,
 
gerne möchten wir Sie zu der Premiere von Schlachten mit Texten von Heiner Müller, zur Exclusive Preview des Dokumentarfilms Eren über die türkische Menschrechtsanwältin Eren Keskin und zu den Veranstaltungen zum 175. Jubiläum der Märzrevolution einladen!
 
Am 25. März zeigen wir Oliver Frljićs Inszenierung SCHLACHTEN, die nach Dantons Tod / Iphigenie und Mutter Courage und ihre Kinder den Abschluss seiner Kriegstrilogie bildet. Dabei ergänzt Frljić collageartig Philoktet mit weiteren Texten Heiner Müllers, in denen der Berliner Autor immer wieder aufs Neue das Verhältnis von Ideen, Sprache, Körper und Gewalt ausgelotet hat. In der Auseinandersetzung mit Faschismus und Totalitarismus stellte Müller zeitlose Fragen: Warum leisten wir uns als Menschheit überhaupt Kriege? Wie rechtfertigen wir diese gewaltvolle Konstante unserer Geschichte? Und wie sprechen wir über das Grauen? Marina Frenk, Tim Freudensprung, Vidina Popov und Mehmet Yılmaz spielen in dieser sinnlichen Analyse persönlicher Korrumpiertheit, gesellschaftlicher Verdrängung und amoralischer Maßlosigkeit.  

Am Internationalen Frauentag am 8. März möchten wir Sie gerne zur Exclusive Preview des Dokumentarfilms EREN der Regisseurin Maria Binder einladen! Eren porträtiert die Anwältin und Menschenrechtsverteidigerin Eren Keskin, die seit mehr als 30 Jahren für die Rechte der Frauen, LGBTQIA+ und Minderheiten in der Türkei kämpft. Ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit scheut keine Tabus und rüttelt an den Fundamenten des türkischen Staates. Jetzt droht ihr in mehr als hundert Strafverfahren eine lebenslange Haftstrafe. Anschließend an die Filmvorführung findet ein Gespräch mit der Regisseurin Maria Binder und der feministischen Wissenschaftlerin Dr. Hilal Alkan statt, moderiert von der Kulturwissenschaftlerin Birgit Michaelis.
 
»Die Geschichte aller Zeiten, und die heutige ganz besonders, lehrt: dass diejenigen auch vergessen werden, welche an sich selbst zu denken vergaßen«, schreibt die Mitbegründerin der bürgerlichen deutschen Frauenbewegung Louise Otto-Peters 1849. Damit die Frauen, die während der Märzrevolution vor 175 Jahren in großer Zahl auf der Straße gekämpft haben, nicht in Vergessenheit geraten, veranstalten wir am 18. März eine Lesung unter dem Titel »... dass diejenigen auch vergessen werden, welche an sich selbst zu denken vergaßen.« Politische Autor*innen aus dem Gorkinetzwerk von heute erinnern sich an die revolutionären Frauen von damals: Lea Draeger, Marina Frenk, Mely Kiyak & Sasha Marianna Salzmann lesen aus Texten von u.a. Louise Aston, Mathilde Franziska Anneke, Louise Otto-Peters und Ida Hahn-Hahn.
 
Nach der Lesung am 18. März laden wir Sie zum kritischen Spaziergang zu Orten der Märzrevolution DIE ERFINDUNG DES PROLETARIATS ein! Zusammen mit dem Literatur- und Kulturwissenschaftler Dr. Patrick Eiden-Offe wandern Sie auf den Spuren der Pauper, der Arbeiter*innen und des »Pöbels« der Märzrevolution. Dieser »buntscheckige Haufen« (Karl Marx) ist weit entfernt von dem Bild einer weißen, männlichen Industriearbeiterklasse, das man heute mit dem Wort »Proletariat« verbindet.  
 
Im Folgenden finden Sie eine Vorschau auf das Monatsprogramm.


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Premiere
SCHLACHTEN
25. März, 19:30 Uhr, Bühne
Mit Texten von Heiner Müller

Regie Oliver Frljić Bühne Igor Pauška Kostüme Katrin Wolfermann Musikalische Leitung Daniel Regenberg Dramaturgie Simon Meienreis
 
Mit Marina Frenk, Tim Freudensprung, Vidina Popov, Mehmet Yılmaz
 
Körper, Geschichte, Gewalt – drei Schlüsselbegriffe im Werk Heiner Müllers, das so vielschichtig und von Brüchen gekennzeichnet ist wie das Leben des Autors selbst. Der untrennbar mit Berlin verbundene Schriftsteller – zensiert, gefürchtet, zögerlich umarmt und schließlich gefeiert – stellt uns vor Herausforderungen. Oliver Frljićs Inszenierung bildet den Abschluss seiner Kriegstrilogie. Dabei ergänzt er Philoktet mit weiteren Texten Heiner Müllers, insbesondere Die Schlacht und Germania 3 Gespenster am Toten Mann. In der Bearbeitung von Sophokles’ Philoktet lässt Müller die Helden zu einem Spiel über Vernunft und Gewalt, Lüge und politische Sachzwänge aufeinandertreffen. Angesichts heutiger Kriege ergibt sich auf der Bühne eine spielerisch sinnliche Analyse persönlicher Korrumpiertheit, gesellschaftlicher Verdrängung und amoralischer Maßlosigkeit.
 
Ein hochauflösendes Bildmotiv zur Ankündigung finden Sie hier.
 
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WEITERE VERANSTALTUNGEN
 
Exclusive Preview
EREN
Film & Talk
8. März, 20:30, Bühne
 
Von und mit Maria Binder
Moderation Birgit Michaelis
 
Dokumentarfilm, D, 2023, 93min, Türk. OV mit dt. und engl. Untertiteln
 
Eren porträtiert eine Frau, die seit mehr als 30 Jahren für Grundrechte und Frieden in der Türkei kämpft. Als Anwältin und Menschenrechtsverteidigerin ist Eren Keskin eine der Hauptakteur*innen und Kläger*innen für Frauen-, LGBTQIA+ und Minderheiten-Rechte, gegen Folter und sexualisierte Gewalt. Ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit scheut keine Tabus und rüttelt an den Fundamenten des türkischen Staates. Jetzt wird sie selbst zur Angeklagten, zur Staatsfeindin gemacht. In mehr als hundert Strafverfahren droht ihr eine lebenslange Haftstrafe. Wieviel Zeit ihr in Freiheit bleibt, weiß sie nicht. Jeden Moment kann sie für immer hinter Gittern verschwinden.

Anschließend Filmgespräch mit Dr. Hilal Alkan, Maria Binder 
 
In Kooperation mit Amnesty International, Kotti e.V., Film Five und Cornix Film


 
»...DASS DIEJENIGEN AUCH VERGESSEN WERDEN, WELCHE AN SICH SELBST ZU DENKEN VERGASSEN.«
Lesung zum 175. Jubiläum der Märzrevolution
18. März., 12:00 Uhr, Bühne

Mit Lea Draeger, Marina Frenk, Mely Kiyak & Sasha Marianna Salzmann 

Der 18. März 1848 steht für den Beginn der demokratischen Tradition in Deutschland, ebenso wie für die Opfer, die diese Errungenschaften erforderten. An diesem Tag kam es nicht nur in Berlin zu Barrikadenkämpfen und Schießereien, bei denen hunderte von Zivilist*innen ums Leben gekommen sind. Frauen, vor allem auch aus der ärmeren Bevölkerung Berlins, waren maßgeblich an den Protesten und handgreiflichen Auseinandersetzungen beteiligt. Als Konsequenz dieser Kämpfe versammelte sich die Preußische Nationalversammlung zur Ausarbeitung einer Verfassung in der Singakademie am Festungsgraben, dem heutigen Maxim Gorki Theater. »Die Geschichte aller Zeiten, und die heutige ganz besonders, lehrt: dass diejenigen auch vergessen werden, welche an sich selbst zu denken vergaßen«, schreibt Louise Otto-Peters 1849. In diesem Sinne übernehmen am 18. März politische Autor*innen von heute diese Aufgabe und gedenken lesend an die revolutionären Frauen von damals.

Lea Draeger, Marina Frenk, Mely Kiyak & Sasha Marianna Salzmann lesen aus Texten von u.a. Louise Aston, Mathilde Franziska Anneke, Louise Otto-Peters, Ida Hahn-Hahn

 
DIE ERFINDUNG DES PROLETARIATS
Kritischer Stadtspaziergang zu den Orten der Märzrevolution
18. März, 13:30 Uhr
Treffpunkt: Platz der Märzrevolution
 
Mit Dr. Patrick Eiden-Offe
 
Heutzutage ist das Proletariat mit dem Bild einer weißen, männlichen Industriearbeiterklasse verbunden, aber bis zur Revolution von 1848 wird darunter ein »buntscheckiger Haufen« (Karl Marx) verstanden. Die »Erfindung des Proletariats« im Vormärz ist ein aktiver und schöpferischer Prozess, kein bloß rezeptives Auffinden. Diesem Prozess geht Dr. Patrick Eiden-Offe in einem Stadtspaziergang nach und wandert auf den Spuren der Pauper, der Arbeiter*innen und des »Pöbels« der Märzrevolution.
 
Dr. Patrick Eiden-Offe ist Literatur- und Kulturwissenschaftler, seine Spezialgebiete sind u. a. die Verflechtungen von Literatur, Ökonomie und Politik und die Romantik. Am Berliner Zentrum für Literatur- und Kulturforschung schreibt er gerade eine intellektuelle Biographie des ungarischen Literaturtheoretikers, politischen Intellektuellen und Revolutionärs Georg Lukács.
 
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Mit freundlichen Grüßen
 
Anna Laletina und
Wolfgang Kaldenhoff 
 
Presse 
Maxim Gorki Theater Berlin
Am Festungsgraben 2
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tel 030  20221 355 / 392
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