Die queerfeministische Neo-Pop Band AMORE hat sich einiges vorgenommen: Sie will nicht weniger, als die Liebe endlich aus dem gesellschaftspolitischen Wrack des Patriarchats befreien. Die Ehe nicht den Steuerberater*innen überlassen. Herausfinden, wie sich Liebe im Körper ganz genau anfühlt und wie im Kopf. Das eigene Begehren bewusst verändern, gemeinsam alte Muster verlernen. Lieben. Geliebt werden. Um festzustellen: Liebe ist Leid. Freiheit. Rausch. Arbeit. Biologie. Jenseits des Binären.
Das langjährige Ensemblemitglied Aram Tafreshian zeigt mit AMORE zum ersten Mal eine Regie-Arbeit im Studio Я des Gorki. Zusammen mit Team & Ensemble widmet er sich, wie der Titel und Name der Band im Stück schon verraten, dem großen Thema der Liebe. Das Ensemble bilden dabei sechs Studierende der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch: Jasha Eliah Deppe, Eman Dwagy, Marie Nadja Haller, Via Jikeli, Tim Lanzinger, Jakob Emma Zeisberger.
Vor der eigentlichen Probenzeit lasen alle Beteiligten gemeinsam wissenschaftliche wie literarische Texte, schauten Filme, zeigten sich ihre peinlichsten und schönsten Lieblingsliebeslieder und entwickelten erste szenische Situationen und Figuren sowie Song-Skizzen. Daraus entstand schließlich ein Stück, das gleichermaßen Musik- wie Bilder-Album ist: geschrieben von Aram Tafreshian & Team, die Songs komponiert und produziert von Anthony Hüseyin & Ensemble. Der Bühnenraum und die Kostüme von Mara Pieler waren dabei gleichermaßen prägend wie sie von den Gesprächen und Proben inspiriert sind.
Auf der Bühne zu sehen ist schließlich der Weg der Band AMORE in vier szenischen Bildern: Vom ersten Kennenlernen zum Aufstieg in die Charts mit Ficken ist meine Religion. Von da in die Hölle des Erfolgs, in der sich überfordernde Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, Zwist, Selbstfindung und Zweifel zu einer vielschichtigen Krise ausdehnen. Bis sich die Frage stellt: Wie lässt sich der Wunsch, gemeinsam Musik zu machen vereinen mit den Freund*innenschaften und Affären innerhalb der Gruppe und den Beziehungen außerhalb?
Sechs Songs hat die Band in der ganzen Zeit dennoch erarbeitet, über unterschiedlichste Facetten der Liebe. Sie alle sind in die szenischen Bilder in voller Länge eingearbeitet und zeigen, als sinnliche Monologe, Nahaufnahmen der Figuren ebenso, wie sie die im Stück verhandelten und vorgeführten Themen atmosphärisch verdichten.
Und, so viel sei verraten, wenn sich nicht auch auf diesem Album ein kleines Surplus als Hidden Track versteckte, wäre AMORE nicht AMORE.
Uraufführung am 28/Januar 2023
Hinweis: Die Produktion enthält Stroboskop-Lichteffekte, die negative Auswirkungen auf lichtempfindliche Zuschauer*innen haben können.
In Kooperation mit dem Studiengang Schauspiel der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin.
Foto: Esra Rotthoff
Bühnenfotos: Ute Langkafel