Presseinformation, 22. März 2023



Die Inszenierung des Gorki Theaters BÜHNENBESCHIMPFUNG (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?) von Sivan Ben Yishai bei den 48. Mülheimer Theatertagen

Die Mülheimer Theatertage haben gestern auf einer Pressekonferenz ihre Nominierungen für den 48. Mülheimer Dramatikpreis bekanntgegeben. Das Gorki ist mit BÜHNENBESCHIMPFUNG (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?) von Sivan Ben Yishai in der Regie von Sebastian Nübling dabei und gehört dementsprechend zu den besten neuen Stücken der deutschsprachigen Theaterlandschaft. BÜHNENBESCHIMPFUNG (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?) wird am 13. Mai um 19:30 Uhr den Wettbewerb eröffnen. 

Wolfgang Kralicek, Jurymitglied der Mülheimer Theatertage:

»Die im Vorjahr mit dem Mülheimer Dramatikpreis ausgezeichnete Autorin nimmt sich in ihrem neuen Stück das Theater selbst vor. Zuerst analysiert Sivan Ben Yishai das Geschehen auf der Bühne, wo Schauspielerinnen und Schauspieler sich als kritische Künstlerinnen und Künstler verstehen, solange sie damit nicht ihre Festanstellung gefährden. Danach liegt der Fokus auf dem Zuschauerraum, wo lauter Menschen sitzen, die bereits vor Beginn der Vorstellung am liebsten wieder zu Hause wären. Am Ende entwirft die Autorin das dystopische Bild einer Welt, in der die Theater nur noch Ruinen sind. Mit feinem Sinn für die Verlogenheiten des Metiers gelingt Ben Yishai eine scharfe Analyse der Institution Theater, die man zugleich als vergiftete Hommage lesen kann.«

Shermin Langhoff, Intendantin des Maxim Gorki Theaters, zur Nominierung:

»Mit BÜHNENBESCHIMPFUNG (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?) hat sich Sivan Ben Yishai ihren Frust, ihre Wut über den Theaterbetrieb von der Seele geschrieben. Unser Hausregisseur Sebastian Nübling hat das Stück zusammen mit Aysima Ergün, Lindy Larsson, Vidina Popov und Mehmet Yılmaz vom Ensemble und weiteren Beteiligten furios auf die Bühne des Maxim Gorki Theaters gebracht. Jetzt hat die Jury Bühnenbeschimpfung zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Zu unserer Freude. Vor allem aber auch: zu Recht.

Bühnenbeschimpfung ist eine scharfe Attacke, die weder die Institution, noch die Schauspieler*innen und auch nicht das Publikum schont. Rücksichtslos wie nur die Liebe sein kann. Genau dafür gibt es Theater. Darum nervt es uns und darum lieben wir es.

Gepriesen seien die Autorin, der Regisseur, die Spieler*innen und die ganze Crew, die unserem Metier diesen Spiegel hinhält. Ein dicker Dank auch an die Jury, die Bühnenbeschimpfung nach Mülheim eingeladen hat. Am 13. Mai wird unsere vierte Produktion mit Sivan Ben Yishai den Mülheimer Wettbewerb eröffnen. Viel Erfolg!«


BÜHNENBESCHIMPFUNG (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?) kam am 17. Dezember 2022 im Gorki zur Uraufführung.

Die Mülheimer Theatertage finden vom 13. Mai bis 3. Juni statt. Die genauen Aufführungstermine und die Vorverkaufslinks werden auf stuecke.de veröffentlicht. 

Zu der Auswahljury der Mülheimer Theatertage gehören Christine Dössel (Süddeutsche Zeitung), Wolfgang Kralicek (Falter, Süddeutsche Zeitung), Stephan Reuter (Basler Zeitung), Christine Wahl (nachtkritik.de, Tagesspiegel) und Franz Wille (Theater heute). Mehr als 200 deutschsprachige Uraufführungen wurden von den Auswahlgremien diskutiert. Sieben Autor*innen werden um den Mülheimer Dramatikpreis und fünf um den Mülheimer KinderStückePreis konkurrieren. Jeder Preis wird mit 15.000 Euro dotiert.

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BÜHNENBESCHIMPFUNG
(Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?)

Von Sivan Ben Yishai
Auf deutscher Sprache mit englischen Übertiteln

Regie Sebastian Nübling Übersetzung Maren Kames Bühne & Kostüme Amit Epstein Musik Lars Wittershagen Dramaturgie Valerie Göhring
Mit Christian Bojidar, Sofian Doumou, Zari Eder, Aysima Ergün, Nele Jochimsen, Bashar Kanan, Lindy Larsson, Vidina Popov, Mehmet Yılmaz

Die Autorin Sivan Ben Yishai ist eine der wichtigsten Stimmen auf zeitgenössischen Theaterbühnen. Con/tempus (zeitgenössisch), bedeutet, in der Gegenwart zu existieren oder vorzukommen / mit anderen in der Zeit zu sein – was in gewisser Weise die Forschungsfrage dieses neuen Textes ist. Am Maxim Gorki Theater wurden ihre Stücke Die Geschichte vom Leben und Sterben des neuen Juppi Ja Jey Juden, Papa liebt dich und Oder: Du verdienst deinen Krieg (Eight Soldiers Moonsick) uraufgeführt. Jetzt schaltet sie ihren Blick von der Hinterbühne – sie schreibt für die Institution, in der Institution. Ihr neues Stück Bühnenbeschimpfung (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?) bestehend aus den Teilen »Der Körper als Institution«, »Der Theaterabend als Institution« und »Die Zukunft auf einem angrenzenden Areal wiedererrichtet«, beschäftigt sich auf radikale Weise mit der Institution Theater – und wächst dabei (wortwörtlich) weit über und aus dieser hinaus. Nach zwei Jahren, in denen die Theatersäle leer und unbesucht blieben, ist Bühnenbeschimpfung eine offene Operation am Körper der Institution. Sivan Ben Yishai benutzt die Institution des Theaters als Ausgangspunkt, um grundlegende Fragen über Macht, Autokratie und die Bühne, Gehorsam, Zuschauerschaft und Widerstand zu stellen, und die Art und Weise, wie sie im Körper, im Theaterabend, im Theater selbst zum Vorschein kommen.

Eingewebt in diese Betrachtungen ist ein multiperspektivischer Chor, mit Stimmen von Masha Gessen, Donna Haraway, Michel Foucault, Paul B. Preciado, Ta-Nehisi-Coates und vielen anderen – die uns vielleicht nicht retten können – aber was wäre wenn doch? Regie führt der langjährige Hausregisseur Sebastian Nübling, der schon viele zeitgenössische Autor*innen auf die Bühne brachte, und anhand des Textes untersuchen wird, was politisches Theater heute sein kann und welche Versuche vergangene Generationen gemacht haben, um die gesellschaftlichen Strukturen mittels Theater zu verändern und aufzubrechen.

Während der Vorstellung werden Live-Aufnahmen aus dem Zuschauer*innensaal auf die Bühne projiziert.

TRAILER ANSEHEN

Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag AG

Nächste Vorstellung im Gorki:
13. April

Weitere Informationen und Biografien der Künstler*innen finden Sie auf www.gorki.de

Inszenierungsbilder zum Download finden Sie unter: www.gorki.de/presse

Bei weiteren Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.


Anna Laletina und
Wolfgang Kaldenhoff 
 
Maxim Gorki Theater Berlin 
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
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