Pressebrief, 21. März 2023


Maxim Gorki Theater im April: ANTIGONE nach Sophokles in der Regie von Leonie Böhm am 16. April +++ TSCHANDALA – THE ROMANI VERSION von und mit Lindy Larsson frei nach August Strindberg am 8. April +++ Buchpremiere DAS ENDE DER EHE von Emilia Roig am 2. April

Sehr geehrte Journalist*innen,

herzlich möchten wir Sie zu der Premiere von Antigone nach Sophokles in der Regie von Leonie Böhm, Tschandala – The Romani Version (Sweden’s Dirty Little Secret) von und mit Lindy Larsson und zu zwei Buchpräsentationen im April einladen!

Am 16. April feiert ANTIGONE in einer Neuinterpretation von Leonie Böhm Premiere. Gemeinsam mit vier Schauspielerinnen untersucht Böhm anhand des antiken Klassikers, wie sich innere Fesseln abschütteln lassen. Wie ist ein für nachhaltige Veränderung notwendiger Bewusstseinswandel möglich? Wie können wir loslassen, was uns dabei im Weg steht, uns neu zu erfinden, neu zu verbünden? Leonie Böhm ist dafür bekannt, kanonisierte Texte auf die in ihnen wohnenden Gedanken und Gefühle zu konzentrieren. In der neuen Perspektive auf den griechischen Mythos Antigone spielen die Ensemblemitglieder Çiğdem Teke und Lea Draeger sowie die Gäste Julia Riedler und Eva Löbau. Einen ersten Einblick in die Produktion kann man bereits am 6. April bei der öffentlichen Probe bekommen.

Am Roma Day am 8. April und am Folgetag freuen wir uns auf die Deutschlandpremiere von TSCHANDALA – THE ROMANI VERSION (SWEDEN’S DIRTY LITTLE SECRET) frei nach August Strindberg und damit auf eine persönliche und preisgekrönte Inszenierung zwischen Theater und Konzert von Gorki-Ensemblemitglied, Sänger und Romani-Aktivist Lindy Larsson. Die Produktion wird zum ersten Mal in Berlin gezeigt und bleibt anschließend in unserem Spielplan. Unterstützt von der Bon Bon Band gibt der aus Schweden stammende Künstler den Romani Travellers eine Stimme und macht einen blinden Fleck in der schwedischen Geschichte sichtbar, der bis in unsere Gegenwart nachhallt. Der Abend blickt unter anderem kritisch auf August Strindberg und seinen antiziganistischen Roman Tschandala. Die Produktion wurde unter dem Titel Tschandala / Tattaren in Zusammenarbeit mit Strindbergs Intima Teater in Stockholm entwickelt, wo sie im November 2022 ihre Premiere feierte und im Nachgang für die Swedish Biennale for Performing Arts 2023 ausgewählt wurde. Lindy Larsson wurde für sie mit dem Preis der Schwedischen Theaterkritik 2022 ausgezeichnet. 

Am 10. April wird Larsson außerdem in der Wiederaufnahme der Gorki-Produktion Roma Armee, die er zusammen mit der Hausregisseurin Yael Ronen und dem Ensemble entwickelt hat, zu sehen sein.

Noch zuvor, am 2. April, starten wir den Monat gemeinsam mit der renommierten und dem Gorki verbundenen französischen Politologin und Sachbuchautorin Emilia Roig und der Premiere ihres Buches Das Ende der Ehe – Für eine Revolution der Liebe. Die Ehe ist in unserer Gesellschaft gleichermaßen Institution wie als Inbegriff der Liebe romantisiert und mythisch verklärt. Sie normiert Beziehungen und Familie, kontrolliert Sexualität, den Besitz und die Arbeitskraft. Sie ist eine wichtige Stütze des Kapitalismus und lässt uns in binären Geschlechterrollen verharren. In ihrer neuen mutigen und provokanten Publikation ruft Roig zum Ende der sakrosankten Ehe auf. Bei der Premiere spricht sie mit der feministischen Journalistin und Autorin Teresa Bücker. Auszüge aus dem Buch liest die Gorki-Schauspielerin Yanina Cerón. Bei dieser Veranstaltung bieten wir eine Gebärdensprache-Verdolmetschung an.

Nach zahlreichen weiteren Veranstaltungen, unter anderem zum Jahrestag des Völkermords an den Armenier*innen am 24. April, schließen wir den Monat am 30. April mit einer weiteren Buchpräsentation ab: VULVINA INTERSEKTIONAL von der syrisch-deutschen Sexualpädagogin und Psychotherapeutin Souzan AlSabah, bekannt unter dem Pseudonym Ella Berlin. VULVINA intersektional ist ein Werk des modernen, rassismuskritischen Feminismus über Sprache und Mythen, Sexualität und Identität. Die Autorin liest aus ihrem Buch und spricht mit der Kabarettistin und Schauspielerin İdil Baydar.

Im Folgenden finden Sie eine Vorschau auf das Monatsprogramm.
 

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Premiere
ANTIGONE
16. April, 19:30 Uhr, Bühne
Nach Sophokles Von Leonie Böhm & Ensemble 
Regie Leonie Böhm

Bühne Zahava Rodrigo Kostüme Laura Kirst Livemusik Fritzi Ernst Lichtdesign Lutz Deppe Dramaturgie Tarun Kade

Mit Julia Riedler, Çiğdem Teke, Lea Draeger, Eva Löbau

»Wir stehen auf des Messers Schneide.« Leonie Böhms Aneignung der antiken Tragödie beginnt, als noch nicht alles verloren ist. In einem leidenschaftlichen Balanceakt wischen die Akteurinnen im Hier und Jetzt die Staubschicht von den alten Worten und ringen mit ihnen um Handlungsfähigkeit. Die neu zusammengesetzten Texte und Gedanken eines der berühmtesten
Theaterstücke der Weltliteratur erzeugen einen gegenwärtigen Resonanzraum, sich den in uns über Generationen weitergetragenen »Flüchen« zu stellen. Wie ist ein für nachhaltige Veränderung notwendiger Bewusstseinswandel möglich? Wie können wir loslassen, was uns im Weg steht, uns neu zu erfinden, neu zu verbünden? »Und hier, auf einmal hebt ein Wirbelsturm Staub vom Boden in die Höhe, und füllt die Ebene, zerfetzt das ganze Laub des Waldes, die Luft ist voll davon!«

Leonie Böhm ist bekannt dafür, kanonisierte Texte auf die in ihnen wohnenden Gedanken und Gefühle zu konzentrieren. Klassiker sind belastbar. Man kann sie zerstückeln, kondensieren und anders kompilieren. Sich immer wieder neu zu ihnen ins Verhältnis setzen. Im Fokus steht dabei immer der Anspruch, diese in ihren Gedanken und Gefühlen ernst zu nehmen und sie in ihren Handlungen zu verstehen. Leonie Böhms Perspektive auf den antiken Mythos Medea* wurde 2021 zum Theatertreffen eingeladen.


Textfassung Leonie Böhm, Tarun Kade & Ensemble unter Verwendung der Übersetzungen von Peter Krumme (Verlag der Autoren), Friedrich Hölderlin / Martin Walser / Edgar Selge (Suhrkamp Theater Verlag)



Weitere Vorstellung:
21. April, 19:30 Uhr, Bühne

Ein hochauflösendes Bildmotiv zur Ankündigung finden Sie hier.


Deutschlandpremiere
TSCHANDALA – THE ROMANI VERSION (SWEDEN’S DIRTY LITTLE SECRET)
8. April, 19:30 Uhr & 9. April, 21:00 Uhr, Bühne
Von und mit Lindy Larsson
Musik Bon Bon Band
  
Lindy Larsson, unterstützt von der gefeierten Bon Bon Band, gibt ein persönliches Theaterkonzert, in dem er sich seinen Ursprüngen nährt. Er gibt den Romani Travellers eine Stimme und macht einen blinden Fleck in der schwedischen Geschichte sichtbar, der bis in unsere Gegenwart nachhallt. Eine musikalische Manifestation, spannungsvolle Romani-Musik ohne Sicherheitsnetz, eine Intervention zum Schutz einer gefährdeten Minderheit, der Romani Travellers.

Der Abend ist eine Revision der schwedischen Geschichte, ein kritischer Blick auf Strindberg und seinen antiziganistischen Roman Tschandala. Der Schauspieler, Sänger und Romani-Aktivist Lindy Larsson bewegt sich mit Leichtigkeit zwischen den Genres. Tschandala – The Romani Version ist für die Swedish Biennale for Performing Arts 2023 ausgewählt. Lindy Larsson wurde dafür mit dem Preis der Schwedischen Theaterkritik 2022 ausgezeichnet.
Tschandala – The Romani Version (original title: Tschandala / Tattaren) is produced in collaboration with Strindberg’s Intima Teater in Stockholm. 
 
Ein hochauflösendes Bildmotiv zur Ankündigung finden Sie hier.


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WEITERE VERANSTALTUNGEN
 
DAS ENDE DER EHE – FÜR EINE REVOLUTION DER LIEBE
Buchpremiere, Lesung & Gespräch
2. April, 16:00 Uhr, Bühne

Von und mit Emilia Roig 
Moderation Teresa Bücker
Gelesen von Yanina Cerón

Die Ehe ist in unserer Gesellschaft unantastbar. Trotz ihrer Institutionalisierung wird sie als Inbegriff der Liebe romantisiert und mythisch verklärt. Die Ehe normiert Beziehungen und Familie, kontrolliert Sexualität, den Besitz und die Arbeitskraft. Sie ist eine wichtige Stütze des Kapitalismus und lässt uns in binären Geschlechterrollen verharren. In ihrem mutigen und provokanten Buch ruft Emilia Roig daher das Ende der Ehe aus. Sie hinterfragt die Übermacht der Paare und untersucht, ob man Männer lieben und zugleich das Patriarchat stürzen kann. Letztlich wäre eine Abschaffung der Ehe nicht nur für Frauen befreiend, sondern für alle. Denn nur dann können wir Liebe in Freiheit und auf Augenhöhe miteinander neu denken und leben.

Mit Gebärdensprache-Verdolmetschung


VULVINA INTERSEKTIONAL
KÖRPER • MACHT • EMPOWERMENT
Buchvorstellung & Gespräch
30. April, 18:30 Uhr, Studio Я

Von Souzan AlSabah
Gespräch mit Souzan AlSabah, İdil Baydar

Auf der Lesereise zum Buchrelease mit Autor*innenlesung und Bühnengespräch kommt Souzan AlSabah mit İdil Baydar zu uns ins Gorki!

Durch die Lesung und das folgende Gespräch erfahren Sie mehr über die Geschichte von VULVINA und die Frau, die bisher augenscheinlich dahintersteckte: Ella Berlin. Warum war die Arbeit mit Pseudonym in diesem Kontext naheliegend und wie kommt es, dass eine Empowermenttrainerin und Sexualpädagogin, die mit rassifizierten Jugendlichen arbeitet den Schutz durch ein Pseudonym für sich und die Familie realistisch benötigte. Was hat das mit Intersektionalität zu tun? Souzan AlSabah erklärt anhand von Beispielen aus ihrer Arbeit als Psychotherapeutin und Supervisorin, welche Auswirkungen strukturelle Gegebenheiten oft auf Einzelschicksale haben. Weitere Fragen und Gedanken werden im darauffolgenden Gespräch zwischen ihr und Idil Baydar beantwortet. Der Talk zu VULVINA intersektional verspricht bissige, humorvolle und punktgenaue Unterhaltung, der auch vor kritischer Betrachtung eigener gesellschaftlicher Positionen nicht zurückschreckt.

Nach der Veranstaltung wird es im Foyer Zeit für Austausch geben. Und natürlich können sie druckfrische Exemplare von VULVINA intersektional erwerben und signieren lassen.


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Mit freundlichen Grüßen

Anna Laletina und
Wolfgang Kaldenhoff 

Presse 
Maxim Gorki Theater Berlin
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
tel 030  20221 355 / 392
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