Presseinfo, 17. September 2019

Voicing Gomidas: Konzert zum 150. Geburtstag

Mit Ara Dinkjian (USA), Vomank (TR), Yerkaran Project (TR), Pervin Chakar (DE) & Ertan Tekin (TR) & Alexandr Iradyan (DE)

Samstag, 5. Oktober 2019
19.30 Uhr 
EINTRITT: 12 EURO  (ERMÄßIGT: 6 EURO)

Bühne 
Maxim Gorki Theater

Am 5. Oktober 2019 findet im Maxim Gorki Theater in Kooperation mit der Kulturstiftung Anadolu Kültür das erste Konzert einer Reihe anlässlich Gomidas Vartabeds 150. Geburtstag statt – nur wenige Minuten von dessen ehemaligem Studienort entfernt. Es folgt ein Konzert in Istanbul. Der Komponist, Musikethnologe, Sänger und Priester Gomidas (1869-1935) gilt als »Stimme Armeniens«, als Vermittler zwischen den Kulturen – und er steht wie kaum ein anderer für das Schicksal armenischer Künstler*innen im 20. Jahrhundert. Im April 1915 wurde er von den Jungtürken verhaftet und überlebte die Deportation traumatisiert. Das Konzert mit einer Vielzahl ausgewählter internationaler Musiker*innen will das vom Vergessen bedrohte kulturelle Erbe zurück auf die Bühne bringen und einen Beitrag für den transnationalen Dialog durch Kunst und Kultur leisten.

Die Musiker*innen
Am 5. Oktober ermöglichen ganz unterschiedliche Musiker*innen dem Publikum einen Einblick in die armenische, türkische und kurdische Musikgeschichte und ihre zeitgenössische Bearbeitung. Sie knüpfen an Gomidas‘ Werk als einzigartigem Zeugnis musikalischen und multikulturellen Austausches an und beleben dessen komplexe, aber reduzierte Kompositionen zwischen orientalischer Melodik und westeuropäischen Einflüssen neu. In Berlin wird neben dem armenisch-US-amerikanischen Oud-Spieler Ara Dinkjian, auch die in Deutschland ansässige kurdische Sopranistin Pervin Chakar Einblicke in Gomidas’ vielfältige Musiksammlung gewähren. Mit dabei sind auch zwei herausragende Musiker*innen-Kollektive aus Istanbul: Vomank, die als einzige Vertreter*innen west-armenischer Musik in der Türkei gelten, sowie das Yerkaran Project, das Gomidas‘ multilinguales Werk auf Türkisch, Kurdisch und Armenisch zum Leben erweckt.

Die Person: Gomidas
Gomidas (1869-1935) war armenischer Musikwissenschaftler, Ethnograph, Sammler, Komponist, Sänger, Dirigent und Geistlicher. Geboren 1869 im Osmanischen Reich, sammelte und arrangierte er nach seinem Studium, u.a. der Musiktheorie an der heutigen Humboldt-Universität, tausende Volks- und Kirchenlieder – neben armenischen auch türkische. Er analysierte und veröffentlichte kurdische Volkslieder und gilt als Begründer der modernen klassischen Musik in Armenien. 1915 gehörte Gomidas zu den ersten hunderten armenischen Intellektuellen, die im damaligen Konstantinopel verhaftet wurden. Er überlebte die Deportation, verbrachte aber die Jahre bis zu seinem Tod traumatisiert in psychiatrischen Einrichtungen im Exil. Obwohl Gomidas als Ikone der armenischen Gemeinschaft und sein Schaffen als außerordentlich bedeutend gilt, wird er selten rezipiert. 

Das Projekt: eine Initiative von Osman Kavala
Zwei Tage nach »Voicing Gomidas« wird das Konzert am 7. Oktober in fast doppelt so großer Besetzung in Istanbul stattfinden. Die Konzertreihe geht auf eine Initiative Osman Kavalas und seiner Stiftung Anadolu Kültür, Kooperationspartner der Konzerte, zurück. Der türkische Intellektuelle und Philanthrop fördert vor allem im Südosten der Türkei türkisch-armenische und türkisch-kurdische Kunstprojekte, sowie die kulturelle Zusammenarbeit mit Ländern der Europäischen Union. Seit fast zwei Jahren sitzt Osman Kavala in türkischer Haft wegen des Vorwurfs, die Gezi-Proteste 2013 in Istanbul mitgeplant zu haben.

Mehr Informationen finden Sie hier, Pressebilder hier.

Das Konzert wird realisiert von Anadolu Kültür in Kooperation mit Kalan Müzik und dem Maxim Gorki Theater anlässlich der UNESCO-Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag von Gomidas Vartabed. Es wird gefördert vom Auswärtigen Amt, der Allianz Kulturstiftung und der Calouste Gulbenkian Foundation.