Pressebrief, 12. September 2022


Sehr geehrte Journalist*innen,
 
vielleicht gegen alle Vernunft hoffen wir, dass trotz Krieg, Corona und explodierender Energiepreise das Theater arbeiten wird, das Publikum kommt und die Journalist*innen berichten können. So laden wir Sie herzlich zu unseren Premieren und Sonderveranstaltungen im Oktober ein! Ein Anlass zum Feiern ist der 70. Geburtstag des Gorki am 29. Oktober. Wir freuen uns auf Sie! 
 
Am 1. Oktober beginnen wir den Jubiläumsmonat mit einem Blick in die Vergangenheit des Hauses – die Thomas Langhoffs legendäre Inszenierung der Drei Schwestern von Anton Tschechow. Diese Produktion mit Monika Lennartz, Ursula Werner und Swetlana Schönfeld in den Titelrollen, deren Premiere im Jahr 1979 stattfand, traf mit ihrer Darstellung vom Warten und Stillstand den Nerv des Publikums in der DDR und wurde mit 157 Vorstellungen zum Theater-Hit. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums bringt der Regisseur Christian Weise DREI SCHWESTERN ins Studio Я. Er und ein rein männliches Ensemble aus Emre Aksızoğlu, Karim Daoud, Tim Freudensprung, Kinan Hmeidan, Oscar Olivo und Falilou Seck spüren – auf Grundlage der Verfilmung von 1984 – dem Zeitgeist und Lebensgefühl von damals nach. Die drei Schwestern sind schon längst weg. Die Garnison ist geblieben, erinnert sich an die alten Zeiten und reenactet sie. Nach der Premiere wird DREI SCHWESTERN am 3., 28., 29. und 30. Oktober gespielt. Am 29. Oktober, dem eigentlichen Geburtstag des Gorkis, findet nach der Vorstellung ein Gespräch mit Mitgliedern des Originalensembles der Produktion von 1979 statt. 
 
Die zweite Premiere des Jubiläumsmonates feiern wir am 9. Oktober mit Bertolt Brechts MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER, die der Hausregisseur und künstlerischer Co-Leiter des Gorkis Oliver Frljić auf die große Bühne bringt. In diesem, zweiten Teil der von ihm konzipierten »Kriegstrilogie«, die mit DANTONS TOD / IPHIGENIE ihren Auftakt gefunden hat, untersucht er Querverbindungen zwischen Krieg, Faschismus und Kapitalismus. Mit einer ausschließlich weiblichen Besetzung aus Maryam Abu Khaled, Yanina Cerón, Lea Draeger, Kenda Hmeidan, Abak Safaei-Rad und Çiğdem Teke analysiert Frljić Widersprüche, die jedem Krieg innenwohnen – auch dem aktuellen – und beschäftigt sich mit den Fragen nach Rollenzuschreibungen, Marktmechanismen und Überlebenswillen in Zeiten des Krieges. Nach der Premiere steht die Produktion außerdem am 12. und 30. Oktober auf dem Monatsplan. Vor dem Vorstellungsbeginn am 12. Oktober findet eine Stückeinführung statt. 
 
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER hat Brecht im schwedischen Exil verfasst. Inwieweit er das Erlebnis der Fremde und des Exils für sich als Künstler zu nutzen suchte, erforscht der Arte-Film BRECHT UND DIE FLÜCHTLINGSGESPRÄCHE, der bei uns am 10. Oktober seine Premiere feiert. Namhafte Theatermacher*innen und Autoren*innen wie der Journalist und Gorki-Kolumnist Can Dündar und die Schauspielerin Katharina Thalbach gehen in diesem Film der Frage nach, was die Flucht ins Exil bedeutet. Außerdem lesen die Gorki-Ensemblemitglieder aus dem Projekt Exil Ensemble Karim Daoud, Mazen Aljubbeh und Kenda Hmeidan, die gerade in der ZDF-Miniserie Liberame - Nach dem Sturm brilliert, Auszüge aus dem Buch Flüchtlingsgespräche vor. Wir laden Sie herzlich zur Filmvorführung und anschließendem Gespräch mit der Filmregisseurin Hedwig Schmutte und Beteiligten ein!
 
Am 8. Oktober feiern wir eine weitere Premiere im Studio Я: ÄTSCH AGE! von den Golden Gorkis, unserem Ensemble 60+, unter der künstlerischen Leitung von Ron Rosenberg. In diesem Projekt fragen sich die Schauspieler*innen, was Alter für sie selbst bedeutet und welche Wünsche sie ans Älterwerden haben. In einem performativen Format geht die Gruppe gängigen Fragen des Alters und Alterns nach: Welche Sehnsüchte werden mir erst im Alter klar? Was darf ich im Alter, was nicht, oder nicht mehr und was gerade? Wer macht eigentlich wen alt? Trägt das Alter dazu bei, inklusiver zu denken, zu fühlen und zu handeln? Die zweite Vorstellung findet am 9. Oktober statt. 
 
Wir freuen uns ebenfalls auf die Wiederaufnahme von Sivan Ben Yishais Stück ODER: DU VERDIENST DEINEN KRIEG (EIGHT SOLDIERS MOONSICK) am 16. Oktober im Studio Я, die sich am Anfang dieser Spielzeit in der Kritker*innenumfrage von Theater heute den Titel Dramatikerin des Jahres verdient hat. Zu den anderen Wiederaufnahmen des Monats gehören SLIPPERY SLOPE, BERLIN ORANIENPLATZ, DIE NACHT VON LISSABON, QUEEN LEAR, ELIZAVETA BAM, VERRÜCKTES BLUT und EIN BERICHT FÜR EINE AKADEMIE.
 
Am 29. Oktober laden wir ein zur Jubiläumsparty mit Sarah Farina und DJ Bariş am Mischpult und Singer-Songwriter*in Anthony Hüseyin am Mikro.
 
Im Folgenden finden Sie eine Vorschau auf das Monatsprogramm.

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PREMIEREN
 
Premiere
DREI SCHWESTERN
1. Oktober, 19:30 Uhr, Studio Я
Von Anton Tschechow
In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln

Regie Christian Weise Bühne Jeeyoung Shin Kostüme Pina Starke Musik Falk Effenberger Dramaturgie Maria Viktoria Linke
 
Mit Emre Aksızoğlu, Karim Daoud, Tim Freudensprung, Kinan Hmeidan, Oscar Olivo, Falilou Seck
 
Ja! »Wenn man es nur wüsste!«.
 
Zermürbt vom ereignisarmen Provinzleben, träumen sich die Generalstöchter Olga, Mascha und Irina in eine erfüllte, sinnvolle Zukunft und klammern sich an längst vergangene Kindheitstage in Moskau. Die Gegenwart bleibt ungelebt. Nichts bewegt sich; nur die Zeit vergeht, und mit ihr die Hoffnung auf ein besseres Leben.
 
In der Gegenwart der späten DDR traf Tschechows berühmtes Drama den Nerv des Publikums. Stillstand, Kleingeist, Begrenztheit – das kannten die Leute, und hegten ihr eigenes, unerreichbares »Nach Moskau!«. So avancierte Thomas Langhoffs Inszenierung der Drei Schwestern am Maxim-Gorki-Theater (Premiere 1979), mit Monika Lennartz, Ursula Werner und Swetlana Schönfeld in den Titelrollen, zum echten Theater-Hit. In 157 Vorstellungen wurde leidenschaftlich gelitten und grotesk gesehnt.
 
Anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Gorki-Theaters spüren Regisseur Christian Weise und sein Ensemble – auf Grundlage der Verfilmung von 1984 – dem Zeitgeist und Lebensgefühl von damals nach.
 
»Nein, nicht die Sehnsucht nach dem Leben ist das Thema des Stückes. Den Sinn des Lebens, den Sinn des Leidens, das ist es, was die armen Schwestern suchen. Fleißig und klug, sensibel und ehrlich sind sie und nichts, nichts werden sie verstehen. Ist das tragisch? Ja. Ist das komisch? Ja.« Thomas Langhoff
 
Aufführungsrechte: Hartmann & Stauffacher Verlag, Köln
 
Weitere Vorstellungen:
3., 28. und 30. Oktober, 20:30 Uhr, Studio Я
29. Oktober, 19:00 Uhr, anschl. Publikumsgespräch, Studio Я

Ein hochauflösendes Bildmotiv zur Ankündigung finden Sie hier.
 
 
Premiere
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
2. Teil der Kriegstrilogie
9. Oktober, 19:30 Uhr, Bühne
Von Bertolt Brecht
In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln

Regie Oliver Frljić, Bühne Igor Pauška Kostüme Katrin Wolfermann Musikalische Leitung Daniel Regenberg Dramaturgie Simon Meienreis, Johannes Kirsten
 
Mit
Maryam Abu Khaled, Yanina Cerón, Lea Draeger, Kenda Hmeidan, Abak Safaei-Rad, Çiğdem Teke
 
Anna Fierling reist während des Dreißigjährigen Krieges durch ein verwüstetes und traumatisiertes Europa. In einer Zeit, in der Ideologien die Hüllen für die völlige Entmenschlichung bilden, zieht sie als Marketenderin von Kriegsschauplatz zu Kriegsschauplatz. Ihr Geschäftssinn ist ihr Antrieb, ihr Geschäftsmodell sind Nöte und Tod. Fierlings Plan, ihre Kinder unbeschadet durch die Zerstörungen zu führen, muss grandios scheitern. Die von Regisseur Oliver Frljić konzipierte »Kriegstrilogie«, fand mit Dantons Tod / Iphigenie ihren Auftakt. Mit einer rein weiblichen Besetzung fragte er nach Opferbereitschaft und Rollenbildern. Hier setzt nun der zweite Teil an, um Querverbindungen zwischen Krieg, Faschismus und Kapitalismus in den Blick zu nehmen.
 
Weitere Vorstellungen:
12. und 30. Oktober, 19:30 Uhr, Bühne

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Premiere
ÄTSCH AGE!
8. Oktober, 17:00 Uhr, Studio Я
Von Ensemble 60+ Die Golden Gorkis 
Künstlerische Leitung Ron Rosenberg

Bühne Marco Michelle Dramaturgische Begleitung Holger Kuhla
 
Mit Henriette Bothe, Peter Fieback, Martha Hölters-Freier, Bernd Ocker Hölters, Koos Martens, Leyla Mehrmann, Hans-Peter Niendorf, Liz Schmidt, Johanna Skirecki, Renate Sörensen
 
In ihrem neuen Projekt fragen die Golden Gorkis, was Alter für sie selbst bedeutet und welche Wünsche sie ans Älterwerden haben. In einem performativen Format, geht die Gruppe gängigen Fragen des Alters und Alterns nach. Welche Sehnsüchte werden mir erst im Alter klar. Was darf ich im Alter, was nicht, oder nicht mehr und was gerade. Wer macht eigentlich wen alt? Trägt das Alter dazu bei inklusiver zu denken, zu fühlen und zu handeln? Die Golden Gorkis spüre auf lustvolle Weise den Zukünften und Potentialen alternder Gesellschaften nach, getreu dem Motto: Alle wollen alt werden aber niemand will es sein!
 
Weitere Vorstellungen:
9. Oktober, 17:00 Uhr, Studio Я

Ein hochauflösendes Bildmotiv zur Ankündigung finden Sie hier.
 
 
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WEITERE VERANSTALTUNGEN
 
BERTOLT BRECHT: FLÜCHTLINGSGESPRÄCHE
Arte-Filmpremiere und Gespräch
10. Oktober, 19:00 Uhr, Studio Я
 
Buch und Regie Hedwig Schmutte 
Gespräch mit Can Dündar, Hedwig Schmutte u.a.
 
Jeder Mensch kann Flüchtling werden. Vor mehr als achtzig Jahren waren es Hunderttausende, die sich unter Lebensgefahr aus Deutschland retten mussten. Der deutsche Dichter und Theatermacher Bertolt Brecht war einer von ihnen. Von Frankreich über Dänemark, Schweden, Finnland, einmal quer durch die Sowjetunion bis in die USA: Entlang der einzelnen Fluchtstationen gehen namhafte Theatermacher*innen und Autoren*innen wie Can Dündar, Jürgen Kuttner, Shermin Langhoff, Eric Ruf und Katharina Thalbach der Frage nach, inwieweit Brecht das Erlebnis der Fremde und des Exils für sich als Künstler auch zu nutzen suchte. Eine bewegende Zeitreise, die unmittelbar in unsere eigene Gegenwart führt.
 
 
JUBILÄUMSPARTY
29. Oktober, 22:00 Uhr, Garderobenfoyer
Mit Sarah Farina, DJ Bariş, Anthony Hüseyin
 
 
ICH, EIN KIND DER KLEINEN MEHRHEIT
Lesung, Musik und Gespräch
2. Oktober, 20:30 Uhr, Studio Я
Eine Lesung von Gianni Jovanovic und Oyindamola Alashe
 
Musik Celina Bostic

In der Community der Sinti*zze und Rom*nja ist Gianni Jovanovic Aktivist. Eine Stimme von vielen, die Jovanovic nicht alle zu repräsentieren behauptet. Seine Stimme ist laut, seine Sprache explizit. Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit beschreibt sein (Über-) Leben in einer weißen Dominanzgesellschaft. Ein Leben zwischen Ambivalenzen, zwischen Gewalt und Widerstand, Vergebung und Liebe. Mit bissigem Humor und zynischem Charme, erzählt er gemeinsam mit der Journalistin Oyindamola Alashe seine Geschichte der Selbstermächtigung und schafft damit einen lebensbejahenden anti-rassistischen, diversen Gesellschaftsentwurf. 
 
In Kooperation mit dem Verlag Blumenbar bei Aufbau
 

TAG DER DEUTSCHEN DREIHEIT
Lesung und Panel
3. Oktober, 17:00 Uhr, Bühne
 
Moderation Marie Luise Knott 
Mit Tomer Gardi, Anne Weber, Uljana Wolf
 
Bei der Leipziger Buchmesse wurden 2022 drei Bücher prämiert, die alle von der Kunst des Übersetzens handeln: Tomer Gardis teils auf broken German verfasster, teils aus dem Hebräischen übersetzter Roman Eine Runde Sache, Anne Webers Übersetzung von Cécile Wajsbrots Roman Nevermore und Uljana Wolfs Essay Etymologischer Gossip, in dem sie die Differenzen und Unschärfen beim Übersetzen produktiv zu machen versucht. Die drei Preisträger*innen lesen aus ihren Büchern und sprechen über die Poesie des Übersetzens, über das Unübersetzbare und das Jonglieren zwischen den Worten, über Fremdsprechen, Fehler, Falsche Freunde, über Sabotage und nationale Sprachen.
 
Eine Kooperation mit der Weltlesebühne e. V. und dem TOLEDO-Programm im Rahmen der translationale berlin 2022. Festival für Literaturübersetzung 
 
 
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Mit freundlichen Grüßen
 
Anna Laletina und
Wolfgang Kaldenhoff 
 
Presse 
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