Im Marmorsaal steht eine Skulptur, umgeben von aufgeschichteten Sandsäcken, wie man sie aus Kriegsgebietenkennt. Ihr Körper ist unbeweglich, ihre Handlungsmöglichkeiten seit langer Zeit lahmgelegt. Und doch ist sie wachund spricht mit den Architekturen, den Büsten, den Gemälden ihrer Umgebung, den stummen Zeugen vergangener Ordnungen, spricht über zerrissene Körper, verzweifelte Existenzen, Gesellschaften, die im Krieg zerfallen. Konfrontiert mit dem Zusammenbruch kollektiver Sinnstrukturen richtet sie sich an jene historischen Relikte, die einst gemeinsame Werte zu verkörpern suchten – und nun schweigen. Eine Skulptur fragt, ob es möglich ist, im Angesicht der Zerstörung noch Verantwortung zu übernehmen – oder zumindest einen Ausweg zu denken.
Im Rahmen des 7. Berliner Herbstsalon ЯE:IMAGINE: THE RED HOUSE
Foto: Egbert Trogemann