Zwei ungleiche Zwillinge – der eine lebt, der andere stirbt. Ein Theaterstück als Panoptikum, als Matrjoschka-Puppe oder als Jahrmarktsfahrgeschäft, das ständig in Bewegung ist. Die Zwillinge (AT) von Lamin Leroy Gibba untersucht Fragen zu Überwachung, Wahrnehmung, Täuschung, Kontrolle sowie zur Willkür, Gewalt und Absurdität von Unterdrückungsmechanismen. Im Spannungsfeld von popkulturellem Wissen, postkolonialen Theorien und queer-feministischer Analyse dechiffriert das Stück die Mechanismen eines Systems, das seine Macht durch Unsichtbarkeit zementiert. Ein System, das Wahrheiten behauptet, Zuschreibungen produziert und Stimmen hierarchisiert.
Die Zwillinge (AT) verschachtelt Realismus mit Abstraktion, nutzt Entfremdung als Präzisierung und untersucht tiefe Risse in scheinbar stabilen Ordnungen. Die Figuren sind gefangen im Flirren von Wahrheit und Fiktion, tasten sich zwischen Sehen, Sprechen und Überwachtwerden auf der Suche nach einem Selbstbild, das nicht ständig verrutscht. Was, wenn Lügen und Wahrheiten keine Gegensätze sind, sondern Werkzeuge? Was, wenn Zeit sich nicht fortbewegt, sondern zurückkehrt?
Nach ihrer Mitarbeit an 1000 Serpentinen Angst kehrt Joana Tischkau als Regisseurin ans Maxim Gorki Theater zurück. Zum ersten Mal führt sie im Studio Regie, mit Lamin Leroy Gibba in einer der Hauptrollen.
Uraufführung 7/Februar 2026