Pressemitteilung, 05. Mai 2022

+++ Protest gegen die Urteile im Gezi-Prozess +++
 

Sehr geehrte Journalist*innen,

in der vergangenen Woche hat das Urteil gegen Osman Kavala auch uns sehr erschüttert: Der Kulturförderer und Kooperationspartner des Gorki Theaters für Formate wie das Festival »Es schneit im April« in 2015 wurde nach viereinhalb Jahren unrechtmäßiger Inhaftierung in Istanbul zu lebenslanger Haft verurteilt. Für sieben weitere Menschenrechtsaktivist*innen, Mücella Yapıcı, Mine Özerden, Can Atalay, Tayfun Kahraman, Hakan Altınay, Yiğit Ali Ekmekçi und mit Çiğdem Mater, einer weiteren Kooperationspartnerin des Gorki im Format Berliner Korrespondenzen, lautete das Urteil 18 Jahre Haft. Diese willkürlichen ungerechten Urteile, gegen die selbst einer der drei Richter widersprach, wurden weltweit kritisiert.

Die Schriftstellerin Aslı Erdoğan, Journalist und Präsident von PEN Deutschland Deniz Yücel, Dokumentarfilmer und Fotograf Peter Steudtner, die bildende Künstlerin Zehra Doğan und Autor und Journalist Can Dündar, allesamt in Berlin lebende ehemalige Gefangene, die in der Türkei inhaftiert waren, Freund*innen und assoziierte Künstler*innen des Gorki wie Zehra Dogan und Can Dündar, haben gestern aus diesem Anlass einen Protestzug organisiert. Mit einem Marsch vom Bundeskanzleramt vorbei am Parlament und der Vertretung der Europäischen Kommission bis zur Türkischen Botschaft haben sie nun gestern Freiheit für diese politischen Gefangenen, mehr Entschlossenheit und konkrete Schritte für die Wahrung der Menschenrechte in der Türkei gefordert. Die Schriftstellerin Aslı Erdoğan hielt ihre Rede in Handschellen.

Aslı Erdoğan: »Osman Kavala wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er Bäume gepflanzt hat. Es gibt jetzt Zehntausende von Menschen in der Türkei, die verhaftet und wegen absurder Anschuldigungen verurteilt wurden. Und die Haftbedingungen erinnern an die Zeit des Militärputsches von 1980. Ich werde diese Handschellen tragen, bis der letzte politische Gefangene freigelassen ist, nicht nur in der Türkei, sondern auf der ganzen Welt.«

Der Protestzug wurde von einer Nachbildung einer Silivri-Gefängniszelle begleitet. Mit dieser Zelleninstallation von Can Dündar, die bereits beim 5. Berliner Herbstsalon zu sehen war, wurde der Protestzug vom gemeinnützigen Verein Theater findet Stadt e.V. Berlin unterstützt, einem von Shermin Langhoff in 2012 initiierten Verein, der zuletzt in 2021 den Stadtspaziergang Rechte Räume Berlin organisiert hat.
 



Anna Laletina und
Wolfgang Kaldenhoff
 

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