
Das Maxim Gorki Theater sucht Teilnehmer*innen für das neue Chor-Theaterprojekt KASSANDRA. Die polnische Regisseurin und Autorin Marta Górnicka bringt die zeitgenössischen Stimmen der antiken Prophetin Kassandra auf die Bühne des Gorki Theaters. Menschen zwischen 9 bis 99 Jahren, unabhängig von Theatererfahrung, Alter oder Deutschkenntnissen, können sich bewerben und Teil des KASSANDRA-Chors werden. Der Chor möchte in vielen Sprachen sprechen und singen, daher sind Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit oder Migration sehr willkommen.
Wir glauben, dass insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene die Kassandras unserer Zeit sind. Vor allem, wenn sie bereits Rassismus oder andere Formen der Ausgrenzung erlebt haben. Daher richtet sich dieser offene Aufruf speziell an sie – wir laden aber alle Interessierten herzlich ein, sich zu bewerben.
Wann: 19–23/Juni 2025
Wo: Maxim Gorki Theater, Am Festungsgraben 2, 10117
Sprache: Die Castings finden auf Deutsch und Englisch statt.
Bitte bereite Folgendes vor:
– Dein Lieblingslied oder Liebeslied
– Ein Zauberspruch oder ein Kinderreim aus deiner Kindheit
– Rezept für deine Lieblingswelt / Rezept für deine Zukunft
– Zwei eigene Sätze über die Zukunft, zwei Sätze aus den Medien über die Zukunft
– Eine Antwort auf die Frage: Was möchtest du der nächsten Generation sagen?
– Vervollständige die Sätze: Wir müssen… Wir brauchen…
Die Chorist*innen werden im Rahmen der Castings zusammengestellt.
Workshops: September, Oktober, November, Dezember 2025, jeweils drei Tage im Monat.
Proben: Winter – Frühjahr 2026, insgesamt maximal zweieinhalb Monate.
Die Teilnahme an Workshops, Proben und Aufführungen wird vergütet.
Bitte sende uns deine Bewerbung, zusammen mit:
– Motivationsschreiben
– Foto
– kurzem Lebenslauf
– ausgefülltem Fragebogen
– ausgefüllte Einwilligungserklärung
an: kenk@gorki.de
Bewerbungsfrist: 8/Juni 2025, 23:55 (Berlin Ortszeit)
Aus den eingegangenen Bewerbungen wird eine Auswahl an Personen getroffen, die zum Casting eingeladen werden. Wir bitten um Verständnis, dass wir nicht alle Bewerber*innen einladen können.
Höre Kassandra sprechen, in vielen Sprachen
Wie sie die Welt heute sieht
Wie sie aus dem Flug der Vögel und aus Wolken liest
Wie sie Lieder singt, die mächtiger sind als der Krieg
Wie sie der Dunkelheit mit Licht begegnet
Was hat sie zu sagen?
Bevor die Gletscher und Eisberge nicht vor unseren Augen schmolzen, waren wir nicht bereit, an den Klimawandel zu glauben. Erst als George Floyd vor den Augen der Weltöffentlichkeit erstickt wurde, drang das Thema Rassismus ins öffentliche Bewusstsein.
Unerwünschte Wahrheiten haben lange keine Chance auf Gehör – und deshalb geschieht all das, was uns im Nachhinein von »Unbegreiflichem« schwadronieren lässt.
Das »Kassandra-Syndrom« beherrscht nach wie vor unseren Alltag – und diejenigen, die Warnungen aussprechen, bleiben ungehört oder zumindest nicht verstanden. Denn das ist das Schicksal der antiken Hellseherin Kassandra: sie sah den Untergang Trojas voraus. Und niemand schenkte ihr Glauben.
Was sehen junge Erwachsene, Teenager und Kinder, wenn sie heute in die Zukunft blicken? Was sehen wir, wenn wir uns alle gemeinsam die Zukunft vor Augen führen?
Marta Górnicka ist Theaterregisseurin, Autorin und Wiederentdeckerin des Chorprinzips. Der Chor ist in ihren Inszenierungen immer ein kritisches Instrument zur Untersuchung moderner Mechanismen der Kontrolle, Ausgrenzung und Gewalt und ein kollektiver Akteur. In ihren Werken untersucht Górnicka oft die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft. Sie experimentiert mit neuen Formen kollektiver Stimmen. Im Jahr 2019 gründete sie das Political Voice Institute (PVI), ein soziales Labor für ein modernes chorisches Theater am Maxim Gorki Theater, wo sie den Chorus in seiner formalen und politischen Dimension entwickelte. Ihre Performances wurden auf über 90 der wichtigsten internationalen Theaterfestivals weltweit präsentiert und eingeladen.
Um mehr über ihre Arbeit zu erfahren, besuche : https://gornicka.com/
Foto © Rafał Milach